Gedankenauswurf (1)

Die Deutschen, das glücklichste Volk auf Erden

Disclaimer 

 Wenn da als Titel was von Gedankenauswurf steht bedeutet das, das der Inhalt im höchsten Maße aus meinem Kopf in die Tastatur und hier hinein geflossen ist. Es bedeutet nicht, das ich mit allem was da steht Recht habe, nicht einmal das ich das möchte. Es bedeutet nur, das es aus dem Kopf musste weil mir das Getrappel in der hohlen Nuss auf den Keks ging. 

Ach, Noch was wichtiges: Es kann immer vorkommen, das sich in meinen Texten sowas wie Sarkasmus einschleicht. Ich bitte nicht, dies zu Entschuldigen. 

Zur Geschichte 

Ich bin ein Kind des Jahres 1967. Für mich waren 2 Deutsche Staaten vollkommen Normal, der in der DDR real existierende Sozialismus eigentlich ganz Prima und der Mangel im Alltag einfach Alltäglich, weil man es ja gar nicht anders kannte. 

Die Mauer war da, existierte und war ein Fakt den ich nie in Frage stellte. Ich hab mich (Klingt heute echt irre) damals auch nie beengt, eingesperrt oder unfrei gefühlt. Da war einfach die Welt zu Ende und gut wars. Ich glaube aus mir wäre ein toller Bürger dieser sozialistischen Diktatur geworden. 

Gott sei Dank kam ich aber irgendwann in die Pubertät und zum ersten Mal mit den Hütern des Gesetzes in Konflikt. Ich war so um die 14 Jahre alt, wollte im Sommer ein wenig durch die Republik trampen und hatte das OK meiner Mutter. Ihr einzige Bedingung war, zur Staatlichen Versicherung der DDR zu gehen um eine so genannte Tramper-Versicherung abzuschließen. 

Der Sitz der Staatlichen Versicherung der DDR war an der Stralauer Allee im Friedrichshain. Und die war direkt an der Mauer. Wenn man sich da nicht ausgekannt hat, irrte man da ganz schön blöde durch die Gegend, weil natürlich alles etwas verwinkelt und nicht ganz klar ausgeschildert war. Zu meinem (Wie ich kurz dachte) Glück, kam aber ein Polizist auf mich zu. Den gedachte ich zu fragen, wo denn hier dieses Verdammte Versicherungs-Büro sei. Aber ich sollte nicht dazu kommen. 

Er stellte sich mir in energischen Ton als Hauptmann Blahkeks von der Volkspolizei vor und unterstellte mir direkt, hier einen Fluchtweg auszukundschaften weil ich vorhatte, die DDR illegal zu verlassen. Nun, wie ich oben schrieb war ich 14, glühender Sozialist und soweit Orientierungslos das ich nicht mal mitbekommen hatte, hier direkt an der Mauer zu sein. Das sagte ich ihm auch, was ihn nur noch mehr aufbrachte und er mit einer echt langen Kette von Mutmaßungen, Anschuldigungen und Anklagen herausbrach. 

Ich kürze den Rest mal ab: Er nahm meine Personalien auf und sorgte Persönlich dafür, das ich den Ort wieder in Richtung zu Haus verließ. Bis heute wies ich nicht, wo da die verdammte Versicherung gesessen haben soll. Ic h hab später übrigens nie etwas von irgendwem gehört, bin aber sicher das es einen Interessanten Artikel in einer Stasi Akte geben müsste. Und ja, noch was: Ich war kein Glühender Sozialist mehr. Das hatte sich spontan durch den Idioten erledigt. 

Ja Aber Glück? 

Ende der 80er Jahre leistete ich meinen Dienst bei den Streitkräften der DDR ab. Inzwischen war ich doch etwas mehr in der Realität angekommen aber immer noch zufrieden in diesem Land. Ich kannte ja auch gar kein anderes. Im Jahre '89 wurde es wild. im März erschien eine Schallplatte bei Amiga bei der ich sicher war das die Band den Zensor einfach KO geprügelt und die Platte selbst in der Produktion geschafft hat (Februar von Silly), ab Mitte des Jahres galt plötzlich und unerwartet nach fast 40 Jahren Bestand eine neue Dienstvorschrift bei der NVA, die einiges um 180° drehte und die Allgemeine Stimmung war selbst in einer so kontrollierten Umgebung wie der NVA an einem Standort ohne jeglichen Westfernseh-Empfang (Fischland-Darß) sagen wir, ein wenig gedrückt. 

Das einzige was ich halt sicher wusste: Egal was wir (Die DDR) ändern, die Mauer wird stehen bleiben, weil irgendwer da ganz oben (In der Regierung) glaubt, das wir (Die DDR) ohne sie (Die Mauer) nicht überleben können (Ironically true). Der Zeitpunkt kam das Honecker abgesetzt wurde und Krenz das Ruder übernahm. Die Republik freute es, bis auf den Ort unserer Garnison. Krenz kam nämlich von dort und Leute haben ein Gutes Gedächtnis. 

Es kam der 4. November, die Großdemo am Alex die wir staunend da am Ende der Republik verfolgten und es kam der 9. November. Und ich denke ihr wisst noch was im November '89 geschah, oder? Die PK am 9.11. Abends habe ich nicht mitbekommen, die Ereignisse aus der Nacht sind mangels valider Informationsquellen nicht angekommen, aber am nächsten Morgen berichtete die Aktuelle Kamera (DDR Hauptnachrichtensendung) von der offenen Grenze und zeigte Bilder. 

Und das, was auch in den Unruhen des Sommers mit den Flüchtenden über Ungarn, dem Absetzen des ewigen Gottkaisers Honecker und der Demo am 4. November nie und nimmer möglich erschien, war mit einem kurz, eher wie versehentlich dahin gesprochenen Satz wahr geworden. Und im Grunde wusste es jeder. Die Mauer bekommen sie nun nicht mehr zu. 

Ja, Glück! 

In der Folge der Ereignisse bekamen bei uns am Standort alle Soldaten Sonderurlaub mitten in der Woche. Normal waren wir nur Freitag bis Sonntag im Urlaub um am Montag wieder frisch ans Verteidigen der Republik zu gehen. Und das auch nur alle 12-18 Wochen (Zumindest bei uns in der Einheit). Nun also Sonderurlaub mitten in der Woche. Dann die nächste Sensation: Wir durften unseren Personalausweis, der eigentlich für die Zeit des Wehrdienstes bei der Polizei verwahrt wurde, wieder abholen. Und letzten Endes gestattete man uns einen Besuch in Westberlin, um das Begrüßungsgeld abzugreifen. 

Ich kann meine Gefühle, das Chaos, die Hoffnung, DAS GLÜCK bis heute nicht in Worte fassen. Ich hab 'meine' 100 DM am Bahnhof /Zoo abgeholt und bin dann direkt ein wenig in der Gegend bummeln gewesen. Ich will nicht sagen das es zur DDR wie Tag und Nacht war, weil es nicht mal annähernd ausdrückte was meine Augen da sahen. Und eine Menge Leute freute sich einfach, das man da war, die Atmosphäre, das permanente Lächeln, diese Verbundenheit. Damals waren wir kurz wirklich eins. 

Heute haben viele, so erscheint es mir die unfassbare Errungenschaft dieses Herbstes 1989 vergessen. Das gesamte Deutschland ist zur Normalität geworden. Dabei ist es doch das Größte was uns Deutschen jeh passieren konnte. Ich spüre das Glück bis heute, bin Dankbar für alles was wir im Großen erreicht haben. Zu dem was nach meiner Ansicht schief gegangen ist, kommt (Hoffentlich) nächsten Dienstag ein neuer Artikel. 

Abschluss Bemerkung 

Ich hab den Artikel nicht recherchiert. Ich habe ihn eben in einem Rutsch durchgeschrieben und möchte, wie ich oben schrieb, damit einen Einblick in meine persönliche Gedankenwelt geben. Wissenschaftlich-Historisch gibt es bestimmt viel geeignetere Leute als wie mich, das Thema aufzuarbeiten. 

Sollten sich Fehler eingeschlichen haben oder es Allgemeine Anmerkungen zum Thema geben: Die Kommentar Sektion ist geöffnet. 

Danke fürs Lesen. 

Kommentare

  1. Und wenn ich dann heute irgendwelche Kaschperl durch die Straßen rennen sehe von wegen "Wir sind das Folg" oder "Weg mit der Digdadur" dann kommen mir erneut die Tränen. Aber bestimmt nicht vor Freude.

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